Nichts rettet die Erde mehr by WD Rohr

Nichts rettet die Erde mehr by WD Rohr

Autor:WD Rohr [Rohr, WD]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: Pabel Verlag
veröffentlicht: 2014-09-08T22:00:00+00:00


9.

Er wußte, daß er zu spät kam, noch ehe er den Stadtteil erreichte. Er sah es bereits in Long Island City, kurz nachdem er von Manhattan aus den East River überquert hatte.

Zum zweiten Mal an diesem Tage jagte er seinen Wagen durch die Straßen der Stadt. Die Räder heulten über die Fahrbahn. Rücksichtslos raste er über die Bürgersteige, dort wo die Straßen verstopft waren.

Aber er schaffte es nicht. Es war anders als in den Morgenstunden. Es gab keinen normalen Verkehr mehr. Das Chaos herrschte.

Von North Beach, College Point, Whitstone, Flushing und Corona fluteten die Menschen nach Süden und Westen. Unentwirrbare Knäuel von Wagen hatten sich auf den Straßen und an den Straßenkreuzungen gebildet. Die automatischen Signalanlagen arbeiteten noch. Aber sie waren völlig sinnlos geworden, da sie nur in ein Chaos von Wagen und Menschen hineinleuchteten. Julian ließ die Hand nicht von der Hupe, wenn er an solche Stellen kam, die Wagenräder über die Bordsteine schlagen ließ und dann über die Gehsteige jagte, bis die Straße wieder frei wurde. Zweimal mußte er umkehren, weil ein Durchkommen völlig unmöglich war, und einen anderen Weg einschlagen. Dann wurde es ruhiger. Er sah in Corona die ersten Zerstörungen, vereinzelt hasteten nur noch Menschen durch den öden, verlassenen Stadtteil, und dann, als er an den Friedhöfen vorbeikam, sah er es am Himmel.

Es war ein gewaltiges Gebilde. Gewaltiger noch, so erschien es ihm, als in Newburgh. Es zog langsam von Norden nach Süden, hatte Flushing bereits überquert und wandte sich jetzt, die Außenbezirke Hollis und Springfield streifend, nach Jamaica, Richmond und Hill und nach Howard Beach. Auf seinem Wege hinterließ es eine menschenleere Gegend, eine Ruinenstadt, in der die Häuser keine Dächer mehr trugen, nur noch bis zum ersten oder zweiten Stockwerk standen oder aber dem Erdboden gleichgemacht waren. Kein Laut klang auf. Nur mitunter durchbrach das Poltern und Krachen zusammenstürzender Mauern die unheimliche Stille.

Die Straßen waren jetzt frei. Alles, was sich auf ihnen bewegt hatte, war von den Wellen von Licht zu Nichts aufgelöst worden.

Julian wurde übel bei dem Gedanken. Er dachte an Fay.

Nicht, daß er sie geliebt hätte. Aber sie war ein junges hübsches Mädchen, und er hatte sie gern gehabt! Himmel nochmal, wenn sie wirklich bei ihm in der Wohnung geblieben war!

Voller Grimm blinzelte er in den Himmel hinauf, an dem schräg von ihm in südlicher Richtung das schreckliche Gebilde stand und herabzuckende Lichtwellen gegen die Erde sandte. Etwas beruhigte es ihn, denn es strahlte noch nicht auf breiter Basis und richtete die verderbenbringenden Wellen von gleißendem Licht bis jetzt nur auf Dinge, die sich bewegten, wobei alle höheren Gebäude im weitesten Umkreis zerstört wurden.

Eine Minute später sah er das Haus, in dem er wohnte. Es bildete einen gespenstischen Anblick.

Die lange Straße, auf der an schönen Abenden Kinder gespielt hatten, lag öde und verlassen vor ihm. Ein einzelner, zertrümmerter Wagen stand mit eingedrücktem Kühler vor einer Hauswand, die jeden Augenblick zusammenstürzen konnte, da sie keinen Halt mehr hatte. Es war nur noch eine Fassade. Das Haus mußte mit seinen Wohnungen und seinen Menschen unter einem einzigen schnellen Strahl von Licht aufgelöst worden sein.



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